Büroräume Federnschmiede
  • Auszeichnung Preisträger 2017
  • Projekt Bauwaggon Federnschmiede
  • Architekt Oliver Brünjes
  • Bauherr Vera Burbach-Brünjes Innenarchitektin
  • Gesamtnutzfläche 230 m2

Büroräume Federnschmiede

Kommentar der Jury

Respektvoller Umgang mit dem Denkmal – Klarheit der Architektursprache – Liebe zum Detail

 

Städtebauliche Einbindung in das bestehende Umfeld

Das Gelände des ehemaligen Ausbesserungswerks der DB in Burbach wurde von dem Architekturbüro als Entwicklungspotential gesehen und erkannt, und der Schritt aus der Stadt in Stadtnähe gewagt. Bestehende städtebauliche Voraussetzungen die bereits in der Gesamtanlage angelegt sind wurden aufgegriffen und markieren wie nahtlos den Eingang in das Innere des Kopfbaus der im Jahr 2011 sanierten Halle der Federnschmiede.

Aus denkmalpflegerischer Sicht wurde der so genannte „Bauwaggon“ sehr rücksichtsvoll eingefügt. Man nimmt sich zurück und zeigt dennoch mit klarer Formensprache eine „Haus-in-Haus“-Lösung ohne Eingriff oder Belastung für das umgebende Denkmal.

Der Weg zum Eingang des neuen Büros führt auf den Spuren der Gleisanlage, es entsteht ein Außenraum im Innenraum und dieses Wechselspiel zwischen Innen und Außen setzt sich fort. Die große Halle bleibt in ihrer Struktur bestehen und bildet den lichtdurchfluteten Rahmen des Neubaus.

 

Innovativer, experimenteller Ansatz

Die Möglichkeit des „Haus in Haus“ Prinzip wurde hier erkannt und auf eindrückliche Weise umgesetzt. Das neue Bürogebäude steht wie eingestellt in der großen Halle, es hält Distanz zum Alten und schafft unterschiedliche Wahrnehmungen des Raums. Das Introvertierte, die Fuge, zur Hallenwand, das Extrovertierte, erweiterter Innenraum, zur Innenhalle .Das Wechselspiel zwischen Innen und Außen wird immer erkennbar und bildet sich funktional ab. Der Außenraum im Innern kann für unterschiedliche Aktivitäten genutzt werden, der Innenraum zeigt klar ablesbare Funktionsbereiche.

 

Gestalterische Qualität

Die Materialität passt sich gut in die Backsteinarchitektur ein und wird mit dem rostigen Stahl der Fassade ein Teil des Ganzen. Die Fenster sind rahmenlos und dadurch sind nur zwei Materialien im Hallenbereich sichtbar: Stahl und Glas.

Das Gebäude der Federnschmiede mit dem Backstein, den feinen Sprossenrahmen und der für die Zeit modernen Stahlkonstruktion des Bestandes wird durch die neue Materialwahl auf subtile Weise ergänzt. Das Alte und das Neue schmelzen zu einer Einheit.

Dagegen ist der Innerraum in sehr hellen Materialien ausgebaut, was eine freundliche, warme Atmosphäre schafft. Jedes Ausbaudetail ist mit äußersten Sorgfalt ausgearbeitet und spiegelt eine konstruktive Klarheit wider, die auf dem Schichten einzelner Teile beruht.

 

Nachhaltigkeit der Objekte

Die Modularität der konstruktiven Einzelteile bietet die Möglichkeit der unterschiedlichen Nutzungsbelegung und vereinfacht einen eventuellen Rückbau. Die Zonierung in beheizt und unbeheizt spricht für einen sinnvollen Umgang mit Energie, auch sämtliche Infrastrukturen, sind modular aufgebaut was eine große Nutzungsflexibilität zulässt. Der Einsatz von Geothermie zum Heizen und Kühlen sorgt für eine energiesparende und wirtschaftliche Lösung.

 

Wirtschaftlichkeit der Objekte

Die Federnschmiede als Bestandsgebäude bildet den vorhandenen Raum, so dass eine einfache Konstruktionsart sowie die Reduktion auf wenige Ausbaumaterialien zum Einsatz kommen können.

 

 

Wertbeständigkeit der Objekte

Das neue Bürogebäude ist durch die Hallenaußenhaut vor Wettereinflüssen geschützt, was die Haltbarkeit sämtlichen Materialien erhöht und somit zu einer großen Wertbeständigkeit führt. Da sämtliche Bauteile in ihrer Gesamtheit fertig gestellt dann erst zusammengefügt wurden, ist ein einfacher Rück- und Umbau möglich.

 

Flexibilität bzw. Anpassungsfähigkeit an sich änderne Bedürfnisse

Das Bürogebäude kann ohne großen Aufwand in Wohnungsbau umgewandelt werden, auch können Ateliers und andere Funktionen darin Raum finden. Der Übergang von Innen zum Außen bietet auch im Hallenbereich weitere Nutzungsmöglichkeiten. Das „Haus im Haus” Prinzip bietet viele Möglichkeiten der Besetzung und ist ausbaufähig. Durch die Modularität sind auch Erweiterungen möglich.

 

Universal Design (u.a. Barrierenfreiheit, Arbeitsschutz, Sicherheitsaspekte)

Das Erdgeschoss ist zwar eben zugänglich, die Abmessungen der Türen und Bewegungsräume sind allerdings für eine Barrierefreiheit leider nicht ausreichend. Es fehlt ein behindertengerechtes WC und es ist kein Lift eingebaut.
Im Obergeschoss befindet sich ein großer, heller Sozialraum. Aufgrund der Haus-in-Haus-Lösung ist eine Nutzung von natürlichem Licht nur indirekt möglich, dies wird jedoch durch die großflächigen Verglasungen und der damit einhergehenden Öffnung zum umfassenden Raum der Federnschmiede gut kompensiert.

 

Soziokulturelle Qualitäten

Das Büro hat durch die Lage in Burbach eine andere Qualität als in der Stadt. Da das Gelände des ehemaligen Ausbesserungswerks der DB ein hohes Entwicklungspotential aufweist, könnte das ein neuer Impuls sein, junge innovative Leute dort anzuziehen und ein neues in sich funktionierendes Gebiet weiter zu entwickeln. Die herausragende Architektur dieses Neubaus ist ein gutes Beispiel und schafft den Ansporn, auf diesem Gelände eine junge, innovative, nachhaltige neue Architektur zu schaffen.

 

Prozessqualität

Die klare Durchplanung der Modulbauweise zeigt neben der schnellen Bauzeit bei diesem Projekt einen außergewöhnlichen Umgang mit sämtlichen Ausbaudetails.

 

 

Gordon Haan & Ursula Witry (Mitglieder der Jury)
  • Auszeichnung Preisträger 2017
  • Projekt Bauwaggon Federnschmiede
  • Architekt Oliver Brünjes
  • Bauherr Vera Burbach-Brünjes Innenarchitektin
  • Gesamtnutzfläche 230 m2

@